Vom Leben der Dinge

Den Arbeiten von Julia Krewani wohnt der Ernst des Spiels inne. Indem sie Gebrauchsgegenstände des Alltags aus ihrem Funktionszusammenhang befreit und sie spielerisch neu inszeniert, lässt sie sie über die Grenzen, die wir ihnen zugewiesen haben, hinaustreten und ein Eigenleben entfalten.  In ihren Arbeiten, die Zeichnungen, kinetische Objekte und in-Situ-Installationen umfassen, greift sie scheinbar Zufälliges aus dem alltäglichen Zeug heraus und versetzt es in eine Bewegung, die von Unendlichkeit und Vergeblichkeit zugleich erzählen.

Ihre Auseinandersetzung mit Material, Form und vor allem Funktion ist kinetisch in dem Sinne, dass sie durch die Bearbeitung eine Veränderung hervorruft auch dort, wo das Ergebnis selbst nicht bewegt ist. Mit Motoren verleiht sie den Dingen den Anschein einer Bewegung aus eigener Kraft, durch die Zeichnung wird die Nacherzählung zu einer Neuerzählung. In ihren Arbeiten finden Befreiung und Festzurrung in einem Zug statt, jede Befreiung wird zur Verfehlung. So inszeniert sie Freiheit, die zum Schicksal wird, Bewegung, die sich im Zirkulieren verausgabt.

Der Fächer wird zur reinen Bewegung, zur Faltung und Entfaltung, zu einem knarrenden und knirschenden, monotonen Rhythmus des sich Öffnens und sich Verschließens, einer im Kreislauf erstarrten Bewegung, ganz dem Rhythmus des Lebens entlehnt. Die Plastiktüte ist nun ein unheimlicher Geheimnisträger, nicht mehr von uns getragen, sondern sich selbst fortbewegend, zwischen unseren Füßen wie mit einem inneren Ziel klar vor Augen durch den Raum schleichend.

Die Welt, die Julia Krewani entstehen lässt, ist eine zweckentfremdete, gestrandete, zusammengeflickte, künstlich belebte und fremdgesteuert in Gang gehaltene. Und doch scheint sie voller Leben zu sein und den Dingen eine Chance auf Sinnhaftigkeit und Wahrhaftigkeit zu erlauben. Sie ist komisch und tragisch zugleich.

Julia Krewani ist in Düsseldorf geboren und am Rhein aufgewachsen. Sie studierte an der Universität der Künste in Berlin bei Leiko Ikemura. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

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About the life of things

Julia Krewani’s works are imbued with the seriousness of play. By liberating everyday objects from their functional context and playfully restaging them, she allows them to transcend the boundaries we have assigned them and to take on a life of their own.  In her works, which include drawings, kinetic objects, and in-situ installations, she picks seemingly random things out of the everyday stuff and sets them in motion, telling of both infinity and futility.

Her engagement with material, form, and, above all, function is kinetic in the sense that it produces change through processing, even where the result itself is not moving. With motors, she gives things the appearance of moving under their own power; through drawing, the retelling becomes a new narration. In her works, liberation and tethering take place in one go, each liberation becoming a failure. In this way, she stages freedom that becomes destiny, movement that expends itself in the circular.

The fan becomes pure movement, folding and unfolding, a creaking and crunching, monotonous rhythm of opening and closing, a movement frozen in circulation, borrowed entirely from the rhythm of life. The plastic bag is now an uncanny bearer of secrets, no longer carried by us, but moving along, creeping through space between our feet as if with an inner goal clearly in mind.

The world that Julia Krewani creates is a world that is alienated, stranded, patched together, artificially animated, and kept going under external control. And yet it seems to be full of life and to allow things a chance to make sense and to be true. It is comical and tragic at the same time.

Julia Krewani was born in Düsseldorf and grew up on the Rhine. She studied at the Universität der Künste in Berlin with Leiko Ikemura. She lives and works in Berlin.